
Der WAZ-Online-Artikel
Über 1000 Schüler bilden eine Menschenkette für Courage
Timo Gilke
10.07.2018 – 19:00 Uhr
Mit einer Menschenkette rund um die Maria Sibylla Merian-Gesamtschule wurde ein handfestes Zeichen gegen Diskriminierung gesetzt.
Wattenscheid. Die Maria Sibylla Merian-Gesamtschule kämpft gegen Rassismus und Mobbing. Eib Aktionstag fokussiert die Thematik am Tag der Siegel-Verleihung.
Diese Kette steht für und besteht aus Vielfalt. Rund 1100 Kinder und Jugendliche reichten sich die Hände und bildeten einen Kreis um ihre Maria Sibylla Merian-Gesamtschule (MSM) an der Lohackerstraße. Ein sichtbares Zeichen, sich gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt zu wenden. 98 Prozent aller am Schulleben beteiligten Personen – Schüler, Pädagogen, Verwalter – haben sich mit ihrer Unterschrift dazu verpflichtet. Fortan trägt die MSM das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
„Siegel ist eine Herausforderung“
Der Beitritt zum bundesweit aktiven Projekt des Vereins „Aktion Courage e.V.“, dem laut eigenen Angaben über 2500 Schulen angehören, ist weniger eine Auszeichnung für Erreichtes, sondern viel mehr eine Erinnerung an die gemeinsame Zielsetzung. Ulrich Sauter, Leiter der MSM, nimmt sich und alle Beteiligten in die Pflicht: „Das Siegel ist eine Herausforderung. Wir haben vor einem Jahr begonnen, uns intensiv mit dem Projekt zu beschäftigten. Jetzt muss weiterhin etwas passieren.“
Schülervertretung setzt sich für Projekt ein
Das sieht man in der Schülervertretung (SV), in der hart für die Umsetzung gearbeitet wird und auch der Aktionstag mitorganisiert wurde, genauso. Schülersprecher Ergün Öksüz (18): „Wir haben das Projekt auf einer SV-Sitzung eingebracht. Seitdem ist viel passiert, es war ein langer Prozess, eine Ideenzusammenführung.“ SV-Schülerin Melina Wiese (16) ergänzt: „Es gibt hier viele Bausteine, die in das Projekt gehören.“ Nicht zuletzt für „Zivilcourage“ müsse man sich „langfristig engagieren“, fordert der stellvertretende Schülersprecher Iordan Nikolov (19).
Dabei sieht Sauter die Lehranstalt auf einem guten Weg: „Wir sind eine ,Multi-Kulti-Schule’. Neben 64 verschiedenen Nationalitäten haben wir 60 Geflüchtete in unseren Klassen, deren Integration sehr gut läuft.“ Ein „Internationales Café“ für Eltern bietet zusätzlich monatlich Hilfen.
Lokaler Aktionstag fand zunächst in jeder Klasse statt
Christian Heile, Schul-Sozialarbeiter, dokumentierte mit den Schülern den Aktionstag, der in den ersten vier Stunden zunächst separat in den Klassen stattfand: „Wir haben alle Beiträge gesammelt und in der Schülerzeitung über Instagram veröffentlicht. So konnte jeder Schüler sehen, was alles passiert ist.“
Bei der Siegelvergabe zeigte „Watt’n Zirkus“ Artistisches in der Turnhalle. Regionalkoordinator Tobias Blöink kannte die MSM dann offiziell als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ an.
Bereits seit Jahren engagieren sich die Schüler der Maria Sibylla Merian-Gesamtschule in dem Projekt „Stolpersteine“, lobt Stadtarchivar Andreas Halwer: „Bei der Verlegung ist die Gesamtschule traditionell fast immer dabei, so auch wieder im September. Dazu beschäftigen sich die Schüler jedes Mal intensiv mit der Geschichte der Ermordeten.“ Zudem besuchte die Jahrgangsstufe im Rahmen der Siegelvergabe Fanbeauftragte von Fußball-Revierclubs und eine Synagoge in Bochum. Regelmäßige Informationsfahrten, etwa nach Auschwitz oder Weimar, werden zusätzlich durchgeführt, ergänzt Schulleiter Ulrich Sauter.
Mike Büskens zählt zu den Paten
Auch prominente Paten konnte man gewinnen. Mike Büskens, Ex-Fußball-Profi, Uefa-Cup-Sieger mit Schalke 04 1997 und heutiger Profi-Trainer, unterstützt das Projekt und kam zur Verleihung des Siegels an die NRW-Sportschule: „Sport ist immer ein verbindendes Element in der Gesellschaft – unabhängig von der Herkunft. Auf den Spielfeldern und in den Turnhallen findet man sofort Symbiosen.“
Paten sind weiterhin Stadtarchivar Andreas Halwer (Kooperation „Stolpersteine“) und Leichtathletin Pamela Dutkiewicz, die laut Leiter Sauter verletzungsbedingt nicht vor Ort sein konnte. „Die Paten werden uns künftig besuchen und unterstützen, damit unser Ziel langfristig etabliert wird“, so Sauter.
Als weitere Zeichen stellten sich die Schüler in Formation auf dem Hof auf, bildeten so das Wort „Wir“ und ließen Ballons mit Wünschen gen Himmel steigen. Vanessa (15): „Wir haben in unserer Klasse 8a darüber gesprochen und uns ,Keine Vorurteile gegenüber Flüchtlingen’ gewünscht.“
16.07.2018 05:30 Alter: 1 Tage
Die Wattenscheider Maria Sibylla Merian-Gesamtschule darf sich ab sofort Schule ohne Rassismus nennen.
Die Wattenscheider Maria Sibylla Merian-Gesamtschule darf sich ab sofort Schule ohne Rassismus nennen. Der Festakt zur Verleihung der Auszeichnung fand kurz vor den Ferien statt. Die Schüler dort engagieren sich in verschiedenen Projekten gegen Rassismus. Zum Beispiel verlegen sie in Kooperation mit dem Stadtarchiv Bochum seit über zehn Jahren Stolpersteine, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Dem Netzwerk Schule ohne Rassismus gehören bundesweit mehr als zweieinhalbtausend Schulen an.